
Hinter Familie K. liegen die schlimmsten Jahre, die man sich vorstellen kann. Der Krieg in Syrien begann mit einem furchtbaren Schicksalsschlag, als Vater M. von der Bombe eines Terroristen zerrissen wurde. Das kleine Unternehmen der Familie war verloren; den beiden ältesten Söhnen – als künftige Soldaten sofort im Fokus der Armee – blieb nur die Flucht. Die Mutter und der jüngste Sohn, damals kaum 12, schlugen sich ausgerechnet nach Aleppo durch, einer Stadt, in der Überleben lange Zeit Glücksache war. Heute Nacht waren wir mit H. und W. am Flughafen in Berlin-Schönefeld, denn heute Nacht sollte diese verzweifelte, getrennte Familie wieder zueinander finden.
Bürgin Marguerite hat vorgesorgt. Sie hat kleine Schokoladenstückchen dabei, Nervennahrung – und kleine Packungen Papiertaschentücher, die lachend verteilt werden. Tränen der Freude? Nicht auszuschließen! Aber W. und H. sind ja zwei coole Burschen, sprechen frappierend gut deutsch, sind mit dem Studium auf einem guten Weg, hier angekommen. Zwei Jahre haben sie ihre Mutter und den kleinen Bruder nicht gesehen; heute landet der Flieger sogar früher als geplant. W. gibt zu: er wäre am liebsten schon morgens um 7 zum Warten hergekommen! Wir lachen viel, doch die Jungs sind unter Megaspannung, und diese Spannung kann nur durch eins verschwinden: … …den Augenblick der Ankunft! Im öden Betonflur kommen, ganz weit da hinten, Mutter und Bruder auf die beiden zu, und die coolen Jungs atmen die stickige Flughafenluft ein, als wollten sie gleich platzen vor Freude. W. küsst Mama, H. küsst den (gar nicht mehr so) kleinen Bruder. Dann küsst W.den Bruder, und H. darf Mama küssen. Und alle verknoten sich zu einem knuddelnden Knäuel Familie und blockieren das ganze Gate D. Die Coolness ist wie weggeblasen, es wird nur noch umarmt, gedrückt, geküsst – und wieder umarmt. Der Rückstau reicht bis zurück zur Gepäckschlange, und die anderen Reisenden sind schon ratlos: Drängeln – oder dem Überschwang an Glückshormomen noch ein bisschen freien Lauf lassen? Nach fünf Metern Weg wird kurz innegehalten. Man hat sich ja schon fünf Meter weit nicht mehr umarmt, geküsst, gedrückt! Höchste Zeit dafür. Zwei Jahre sind nachzuholen, jetzt und sofort. Keine Frage: M., der Vater der Familie, fehlt, und nur mit ihm wäre dieses Gruppenbild vollständig. Aber zwei Burschen wie W. und H., voller Pläne, Tatendrang und Perspektive: Die werden das Schicksal dieser kleinen Familie jetzt in ihre Hände nehmen und für Mutter und kleinen Bruder einen Platz in einer friedlicheren Welt schaffen. Vor dem Flughafen sagen wir „bis morgen, bis bald“ zu Familie K., der Unterstützerin Rachel Kohn und Bürgin Marguerite. Die Gute verteilt für den Heimweg letzte Schokostückchen; die Taschentücher hat in der Aufregung niemand benutzt, sie hätten auch kaum gereicht für all die Freude dieser milden Frühsommernacht am Flughafen in Berlin. Jeden Tag sagen wir im Moment zehn verzweifelt Anfragenden ab. Wir können nur so wenigen helfen! Was fehlt, sind viel mehr monatliche Patenschaften ab 10€ im Monat, um den Angehörigen das Leben hier zu ermöglichen. Denn nur, wenn nicht der Staat, sondern wir selbst den Lebensunterhalt und die Miete tragen, wird das rettende Visum nach Deutschland vergeben. Sind Sie mit 10 € im Monat dabei? Hier ist das bequeme Spendenformular: www.fluechtlingspaten-syrien.de