„Mein Cousin und seine ganze Familie sind tot. Es ist ein Unglück, eine Tragödie und ein unbeschreiblich großer Schmerz.“
Es ist die Familie von Rahafs Cousin Khaled aus Kahramanmaras. Rahaf ist über die Flüchtlingspaten Syrien nach Deutschland gekommen so, wie die Familie von Asmaa.
Asmaas Schwester schreibt: „Wir schliefen, und plötzlich spürten wir das Beben. Ich wusste nicht mehr, was passiert und ob es ein Albtraum ist oder Realität, da ich weder wach war noch schlief. Es waren schreckliche Geräusche um uns herum. Ich sah schmerzhafte Szenen, die ich nicht vergessen werde, solange ich lebe. Wir gingen zuerst in leichter Kleidung hinunter, doch das Wetter war sehr kalt und wir mussten noch einmal zurück, um dicke Jacken zu holen. So blieben wir mit den Bewohnern der Nachbarschaft mitten auf der Straße, bis die Sonne aufging, und dann erst kehrten wir in unsere Wohnungen zurück. Mit dem Auftreten weiterer Nachbeben in den Mittagsstunden kehrten wir wieder auf die Straße zurück. Es war ein furchtbares Gefühl und die Angst machte uns fast verrückt.“
VIELE ANFRAGEN UND NUR EIN KLEINES BISSCHEN HOFFNUNG AUF SCHNELLE HILFE
Seit gestern bekommen wir viele verzweifelte Anfragen aus Regionen, die vom Erdbeben betroffen sind (selbst in Damaskus waren die Auswirkungen spürbar) und auch in der Türkei sind zahlreiche geflüchtete Syrerinnen und Syrer betroffen. Sie hatten schon vorher nichts mehr. Nun sind sie ein zweites Mal auf weniger als nichts zurückgeworfen worden und nicht die ersten, denen medizinische Versorgung zuteil wird.
Unsere dringende Hoffnung ist, dass es für Menschen mit Verwandten in Deutschland einen unbürokratischen Weg gibt, zumindest vorübergehend nach Deutschland zu kommen.
Einen entsprechenden Hinweis hat gestern das Auswärtigen Amt mit dem Verweis auf Besuchsvisa gegeben. Doch wir fürchten, dass Visaanträge von Syrerinnen und Syrern mit dem selben Argument abgelehnt werden, wie bisher: mit dem Mangel an sogenannter „Rückkehrbereitschaft“. Dass diese vor dem Hintergrund der grausamen Ereignisse nun gestiegen sein soll, ist verständlicherweise undenkbar, weshalb wir nicht damit rechnen, dass Besuchsvisa in relevanten Umfang vergeben werden.
Das wäre jetzt aber genau das, was gebraucht wird!