Unterschrift mit Folgen

Ulrich Karpenstein war der erste; Martin Keune hat es am 11.5.2015 erlebt: Das sehr besondere Gefühl, in der Berliner Ausländerbehörde eine Verpflichtungserklärung für die Angehörigen syrischer Flüchtlinge zu unterschreiben. Im Vorfeld werden mit einer Vielzahl an Unterlagen die derzeitigen und künftigen Einkommensverhältnisse, steuerliche Bonität und existierende Krankenversicherung dokumentiert; vor Ort gibt es dann den Unterschriftstermin, dem ein Aufklärungsgespräch vorhergeht. Dabei wird besonders die Rechtsauffassung betont, dass eine Verpflichtungserklärung nicht (wie in Thüringen, NRW, Niedersachsen und anderen Bundesländern) erlischt, wenn der Betreffende einen Asylstatus erlangt hat, sondern unwiderruflich und unbefristet weiterläuft.
Diese Frage steht für uns auf einem anderen Blatt; zunächst geht es darum, die Menschen rauszuholen aus dem Bürgerkrieg: Und zu diesem Schritt sind die Verpflichtungsgeber, deren syrische Schützlinge wir mit unserem Verein durch Patenschaften unterstützen wollen, fest entschlossen. Martin Keune unterschreibt, und kurz darauf geht die Sache auf den Weg nach Izmir, wo in der deutschen Botschaft das Visum für B. (86) und K. (71) ausgestellt wird. Wenn die beiden in einigen Wochen ihren Botschaftstermin erhalten, steht die eigentliche Flucht erst bevor: Denn um nach Izmir zu kommen, müssen sie IS-kontrolliertes Gebiet und die türkische Grenze passieren. Erst dann können sie ihre Visa in Empfang nehmen und nach Deutschland fliegen, wo wir unterdessen Wohnraum gefunden und möbliert haben – und vor allem Kinder und Enkelkinder sehnsüchtig auf sie warten.

Es greift also einiges zusammen für den Erfolg unserer Arbeit: Ein Flüchtling (der vor dem 1.1.2014 in Berlin gewesen sein muss); enge Familienangehörige, für die das Programm gilt; ein Verpflichtungsgeber, der das finanzielle Risiko eingeht (und pro Angehörigem 2.160,- € netto verdienen muss) – und möglichst Hunderte von Patinnen und Paten, die dann mit monatlichen Beträgen ab 10 € dafür sorgen, dass die Angehörigen in Deutschland überleben können, bis sie die Sprache gelernt und Arbeit gefunden haben – oder darüber hinaus. Verpflichtungsgeber werden ist sicher die konsequenteste Form der Unterstützung; wenn das für Sie in Frage kommt, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf. Doch auch die kleinste dauerhafte Patenschaft lässt unsere Arbeit wirken und wachsen!